[zurück zur Startseite]
Engelhard, Johann Philipp Nikolaus
* 1753, + 1818
Die Kinder von Johann Philipp Nikolaus Engelhard und seiner Gattin
Magdalene Philippine geb. Gatterer im Einzelnen:
1. Karoline Engelhard (1781-1855), Schriftstellerin und Begründerin der „Engelhard´schen Stiftung für unvermählte Töchter“ in Kassel; sie blieb unvermählt und ohne Kinder.
Von Frühjahr 1805 bis Herbst 1806 war sie beschäftigt als Kindermädchen des Ehepaares Clemens Brentano und Sophie, geschiedene Mereau, geb. Schubart; zunächst in Marburg, später in Heidelberg. Dem seit 1803 verheirateten Ehepaar Brentano wurden zwischen 1803 und 1806 drei Kinder geboren, die alle verstarben, das jüngste zusammen mit der Mutter kurz nach der Geburt 1806. Zwischen den Geburten lag noch eine Fehlgeburt.
Neun Jahre nach der Erstauflage erschien 1818 bei Heinrich Gräff in Leipzig die zweite verbesserte Auflage von Karolines Hauptwerk „Gesammelte Briefe von Julia“ unter dem Pseudonym „Julia“. 1830 erfolgte nochmals eine Auflage bei Adolph Wienbrach, Leipzig;
Ein Briefroman im Stil der Hochromantik, beeinflusst von den Schriftstellerinnen und Schriftsteller dieser Epoche, die bei ihren Eltern, besonders ihrer Mutter und deren großen Freundeskreis verkehrten.
Angeblich blieb sie deswegen unverheiratet, weil ihre Liebe zu ihrem Cousin
Daniel Engelhard (1788-1856), Sohn eines Bruders ihres Vaters,
Wilhelm Heinrich Albrecht Engelhard (1754-1818), nicht von diesem erwidert wurde.
2. Johanne Engelhard (1783-1858), heiratete 1809 in Kassel den Kaufmann August Hillebrand, der 1853 verstarb. Hillebrand war Tabakfabrikant in Magdeburg und Teilhaber an den Tabakfabriken seines Schwagers Johann Gottlob Nathusius.
Johanne Hillebrand verlebte ihre letzten Lebensjahre in der Familie der Nachkommen ihrer Schwester Luise in Althaldensleben, wo sie 1858 verstarb. Ihre Ehe blieb kinderlos.
.
3. Wilhelm Gotthelf Engelhard (26.7.1785-30.4.1848), wie o.a. Vater von Johanne, der Ehefrau von August v.Nathusius.
Der zweiten Ehe von Wilhelm Gotthelf mit Louise Waitz (1801-1848) entstammten, wie weiter oben bereits erwähnt, 9 Kinder.
Jüngstes Kind war die in Kassel geborene Anna Engelhard (1839-1873), die den Berliner Juristen und „Kronsyndikus“ Adolf Friedrich Stölzel (1831-1919) heiratete. Dieser Ehe entstammten drei Kinder. Das jüngste dieser Kinder, der 1869 in Kassel geborene Otto Eduard Stölzel, heiratete 1896 in Hagen die Pfarrerstochter Anna Karoline Wilhelmine zur Nieden, eine Nichte des damaligen Pfarrers zu Fröndenberg a.d.R. Karl zur Nieden.
4. Luise Wilhelmine Engelhard, (24.6.1787-27.1.1875), die 1809 im Alter von 22 Jahren Johann Gottlob Nathusius (1760-1835) heiratete. Der Ehe entstammten 8 Kinder, darunter die fünf Söhne Hermann, Philipp, Wilhelm, August und Heinrich („Stammväter“ der fünf Linien der Familie v.Nathusius Hundisburg, Neinstedt, Königsborn, Meyendorf und Althaldensleben).
5. Philipp Engelhard (7.6.1789-15.2.1863), heiratete 1815 Emilie Niehoff (1793-1850).
Das Ehepaar hatte 4 Töchter. Philipp war Oberamtmann zu Ampfurth bei Seehausen (Bördekreis), ab 1851 Rittergutsbesitzer zu Pöthen östlich von Magdeburg, wenige km nördlich von Gommern. In seinem Besitz befand sich dort das Ende des 16.Jahrhunderts von der Familie v.Forden/v.Königsmarck erbaute Herrenhaus.
Da Ampfurth nur wenige km von Meyendorf entfernt liegt, stand Philipp Engelhard in enger familiärer Verbindung mit seinem Neffen August Nathusius, der seit 1840 Meyendorf bewirtschaftete und mit seiner (Philipp Engelhards wie August Nathusius`) Kusine Johanne Engelhard verheiratet war.
Philipp und Emilies viertgeborene Tochter Hermine Karoline Engelhard (1827-1904) heiratete in Ampfurth 1849 Alexander Friedrich v.Meibom (1823-1886), Rittergutsbesitzer in Falkenberg bei Magdeburg und Lichtenfelde bei Seehausen. Seine Schwester Marie Johanne v.Meibom heiratete 1844 ihren Vetter Wilhelm Nathusius (geadelt 1861), einen Sohn von Johann Gottlob Nathusius und Luise Engelhard und Bruder von August Nathusius (Meyendorf), ebenfalls geadelt 1861.
Marie Johanne war eine enge Freundin von Philipps späterer Ehefrau Marie Scheele und das Ampfurther „Ambiente“ spielte als Treffpunkt für Philipp und Marie eine ebenso große Rolle wie Marie Johanne als Empfängerin und „Botschafterin“ der Briefe vom Marie Scheele, die sie an Philipp weitergab.
6. Franz Engelhard (17.2.1792-9.7.1845), Jurist, Regierungsassessor in Magdeburg, ab 1831 Amtmann in Groß Ammensleben (Ohrekreis) nordwestlich von Magdeburg bei Wolmirstedt.
Franz Engelhard blieb unverheiratet.
Anzunehmen ist, dass Franz Engelhard als dortiger Amtmann in den Wohngebäuden des ehemals bedeutenden Benediktinerklosters wohnte und arbeitete. Das Kloster wurde 1804 säkularisiert und in eine Staatsdomäne umgewandelt; die ehem. Klosterkirche (heute Simultankirche) ist wegen ihrer reichen Ausstattung sehenswert. Die mit 1724 datierte barocke Kanzel der Kirche stammt ursprünglich aus der Klosterkirche Althaldensleben.
7. Helene Engelhard (24.2.1794-30.3.1870), heiratete um 1815 Karl Oberbeck (1789-1845), Hofrat und später Landrentmeister in Magdeburg. Das Ehepaar hatte 8 Kinder.
„Tante Oberbeck“ mit ihrer großen Familie und dem Haus in Magdeburg spielte eine große Rolle für die gesellschaftliche Erziehung der Nathusius-Söhne. Hier fanden zahlreiche Empfänge statt, Gesellschaften wurden gegeben und Theateraufführungen geplant, geprobt und aufgeführt.
Im Hause Oberbeck lernte Philipp Nathusius seine spätere Ehefrau Marie Scheele kennen, ebenso wahrscheinlich dessen Bruder August Nathusius seine erste Ehefrau Johanne Engelhard, die längere Zeiten bei Oberbecks wohnte.
Zusammen mit der jüngsten Oberbeck-Tochter Johanne (1828-1886), gleichaltrig mit Johanne Nathusius, der jüngsten Tochter von Johann Gottlob, wurden beide Mädchen 1842 in Dresden reformiert konfirmiert. Die Freundschaft hielt an bis Johanne Nathusius` Tod 1885. Nach dem Scheitern ihrer unglücklichen Ehe mit dem Maler Josef Achten zog Johanne Oberbeck nach Althaldensleben.
8. August Engelhard (3.6.1796-16.2.1837), Offizier, zuletzt Kreissekretär in Hersfeld. Ab 1819 verheiratet mit Ernestine Rupprecht (1797-1851). Das Ehepaar hatte 6 Kinder, darunter Sohn Wilhelm Engelhard (1824-1880), zuletzt Amtsgerichtssekretär in Hofgeismar. Dessen Tochter Marie Engelhard (1872-1952) heiratete den Hofgeismarer Amtsekretär und Rechnungsrat Paul Hohenberg.
1845 legt Sohn Wilhelm am Hersfelder Gymnasium das Abitur ab, er war zuletzt Amtsgerichtssekretär in Volkmarsen.
9. George Engelhard (13.4.1798-9.2.1869), Forstmeister in Homberg/Efze, seit 1825 verheiratet mit Melusine Giesse (1804-1864). Das Ehepaar hatte 5 Kinder.
10. Elise Engelhard (1800-1869) heiratete Friedrich Albert Behmer (1790-1856), zunächst Oberamtmann in Karith (Kreis Jerichower Land) bei Pöthen und später Domänenpächter zu Merzien in Anhalt. Das Ehepaar hatte 10 Kinder.
Deren älteste Tochter Luise Philippine Behmer (1827-1876) heiratete 1824 ihren Cousin Heinrich v.Nathusius, den jüngsten Sohn von Johann Gottlob Nathusius und Luise Engelhard, der Althaldensleben von seinem Bruder Philipp übernahm.
Das Ehepaar hatte 13 Kinder.
Eine weitere Tochter, Johanna Behmer (1830-1903) heiratete 1854 in Althaldensleben Karl Reuter (1822-1872), Kaufmann und Honorarkonsul in Kairo und Alexandria.
Nach „geschäftlichen Misserfolgen“ kehrte die Familie nach Althaldensleben zurück.
Das Ehepaar hatte 8 Kinder, darunter
Tochter Gabriele Reuter (1859-1941), die Verfasserin des Engelhard/Gatterer Romans „Grüne Ranken um alte Bilder“, der 1937 in der Grote´schen Verlagsbuchhandlung Berlin erschien; Verfasserin weiterer Romane und Vorkämpferin für Frauenrechte beeinflusst u.a. von Helene Böhlau und dem Anthroposophen Rudolf Steiner.
Sie wurde in Alexandria geboren und zog nach dem Tod ihres Vaters mit ihrer Mutter und ihren jüngeren Brüdern nach Weimar. Sie blieb unverheiratet und hatte eine Tochter.
Sohn Rudolf Behmer (1831-1907) wurde Schäfereidirektor in Berlin und heiratete 1865 Henriette Fenner (1837-1910). Dieser Ehe entstammte als ältestes Kind Hermann Behmer (1866-1913), der als „Landschafts- und Bildnismaler“ in Berlin tätig war, sich als Künstler Fenner-Behmer nannte und von dem zahlreiche Portrait- und Aktmalereien erhalten sind.
oooooOOooooo
Aufschlussreich ist, dass viele der Engelhardschen Kinder, bzw. deren Ehegatten beruflich wie privat nach Magdeburg und Umgebung orientiert waren. Dies mag an der Bedeutung und dem Einfluss von Luises Ehemann Johann Gottlob Nathusius gelegen haben (immerhin stammten zwei der Ehefrauen von Johann Gottlobs fünf erwachsenen Söhnen (August und Heinrich) in direkter Linie von den Engelhards ab), hängt aber auch sicherlich mit der politisch-administrativen Verknüpfung von Kassel und Magdeburg in napoleonischer Zeit unter König Jerome Bonaparte zwischen 1806 und 1814 zusammen.
oo Magdalene Gatterer
Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).