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Warburg, Fanny Richoud

Pianistin, * San Francisco 08.07.1855, + vor 1942

Die Familie übersiedelte schon kurz nach ihrer Geburt nach London, später nach Berlin. Sie erhielt Klavierunterricht bei dem Komponisten, Dirigenten und Klavierpädagogen Ludwig Deppe (1828-1890). Bereits ihre Mutter war in ihrer Jugendzeit Schülerin Deppes, und da sie diesen für einen bedeutenden Lehrer hielt, vertraute sie ihm auch die Ausbildung ihrer zwölfjährigen Tochter an. Sechs Jahre später berichtet Amy Fay, eine amerikanische Pianistin und ebenfalls Schülerin Deppes, in ihrem Tagebuch, dass „Deppe dies erst 18jährige Mädchen mit der größten Sorgfalt ausgebildet habe, und sich so für sie interessiere, daß er ihr nicht nur Stunden gäbe, sondern es auch auf sich genommen habe, ihren musikalischen Geschmack zu formen, indem er sie in die besten Concerte und Opern führe, ihre Aufmerksamkeit auf jede Eigenthümlichkeit der Structur in einer Composition lenke und ihr alle Winke erteile, die nur ein Mann von tiefer musikalischer Bildung geben könne“ (Fay, S. 176).
Erste Auftritte der Pianistin erfolgten im Jahr 1873. Am 1. Apr. 1873 wirkte sie in einer Soirée von Esther Werner im Berliner Hôtel de Rome mit. Sie zeigte sich hier mit Händels Suite B-Dur (HWV 440), dem Impromptu Es-Dur aus op. 90 von Schubert und einer Gavotte von Silas. Die Reaktionen auf diesen Auftritt waren durchaus positiv. Ein Rezensent der „Neuen Berliner Musikzeitung“ lobt dabei insbesondere die „erstaunenswerthe Klarheit, Deutlichkeit und Gleichmässigkeit der Passagen, selbst im rapidesten Tempo, ferner eine wahrhaft eherne, felsenfeste Kraft, die man einer so jungen, echt mädchenhaften Gestalt nimmermehr zutrauen sollte, woraus denn der Schluss zu ziehen, dass ein kräftiger, musikalischer Kobold lebendig in ihr schalten und walten muss“ (Bock 1873, S. 114).
Noch im selben Jahr begab sich Fanny Warburg auf eine Konzertreise nach England, von der sie Anfang des Jahres 1874 wieder zurückkehrte. In den nächsten drei Jahren schließen sich weitere Konzerte in Detmold, Bielefeld, Hamburg und Berlin an. Auch diese wurden fast ausschließlich von positiver Kritik begleitet. Besondere Erwähnung findet vor allem die Technik der Pianistin. Amy Fay lobt den Anschlag, der ihr zufolge das Ideal Deppes realisiere, nämlich „die Töne von den Fingern fallen zu lassen, wie Wassertropfen. Wenn es möglich wäre, spielt sie mit der linken Hand noch besser als mit der rechten“ (Fay, S. 198). Daneben heißt es 1875 in der „Neuen Berliner Musikzeitung“: „Die Technik, welche bei ihr völlig im Dienste des musikalischen Gedankens steht, arbeitet mit der Sicherheit eines kunstvollen Mechanismus“ (Bock 1875, S. 91).
Das Repertoire der Künstlerin umfasste neben Klavierkonzerten Mozarts (wie das Klavierkonzert Nr. 4 G-Dur, KV 41) und Beethovens (Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll, op. 37) Werke von Schubert, Schumann, Mendelssohn, Silas und Raff. Nach 1877 scheint Fanny Warburg die Konzerttätigkeit beendet zu haben. 1879 heiratete sie Gustav Behrens (1846-1936) und lebte fortan mit ihm im Haus Holly Royde in Didsbury, Manchester. Sie hatte aus dieser Ehe fünf Söhne: Harold, Frank, Edgar, Arthur und Leonard. Gustav Behrens war Woll- und Baumwollspediteur mit Firmensitzen in Manchester und Bradford. In Manchester war er Mitgründer des bekannten Manchesteraner Hallé Orchester und Förderer der dortigen Musikszene.
Nach Auskunft ihrer Kinder nahm Fanny gelegentlich noch Klavierstunden bei Clara Schumann und hatte in Holly Royde mehrfach den Geiger Joseph Joachim zu Gast.
Text weitgehend übernommen von der Web-Seite des Sophie-Drinker-Institutes (Freia Hoffmann), mit Korrekturen durch Michael Buneman.
LITERATUR
Bock 1873, S. 114; 1874, S. 167, 356, 779; 1875, S. 91, 158; 1877, S. 117
MusW 1875, S. 224
Signale 1875, S. 158
Amy Fay, Musikstudien in Deutschland, Aus Briefen in die Heimath, Berlin 1882.
Michael Kennedy/ John Russell, The Hallé tradition: a century of music, Manchester 1960.
oo 1879 Gustav Behrens

Vater:Moritz Warburg

Mutter:Jane Franks

Geschwister:...

...

Kinder:Leonard

Frank

Edgar

Arthur

Harold


Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).