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Waitz, Christian

* 24.08.1756, + 25.09.1830

offenbar dreimal verheiratet, mit:
K.C.Harnier (29.4.1772-1.2.1797)
M.Harnier (8.2.1774- 3.11.1807)
Robert(?) (Jul.1763-1837)

Christian August Bertram, Königlich-Preußischer geheimer Kriegsrat
Neuer Nekrolog der Deutschen, Jahrgang 8, 1830, 2. Teil, Ilmenau 1832
darin:
Nachruf auf August Christian Weitz
27.8.1756 - 25.9.1830:

Kassel ist des Verewigten Geburtsort. Gleich beim Eintritt ins Leben hatte er sich des glücklichen Looses zu erfreuen, einem wohlhabenden und wissenschaftlich gebildeten Vater anzugehören, der, nur durch Familienverhältnisse seinem früheren ärztlichen Berufe zugunsten einer Salinen-Inspection entzogen, vollständig fähig war, die Bedürfnisse eines guten Unterrichts zu erkennen und zu befriedigen. Auch übergab er den Sohn schon im 13. Lebensjahr der Aufsicht des, freilich mehr durch seine Volksmärchen als im Erziehungsfache bekannten Musäus zu Weimar, zu dessen Zöglingen eben damals auch der, späterhin so vielseitig gewordene Kotzebue gehörte - versetzte ihn aber bald auf das Gymnasium in Gotha, von welchem der Jüngling mit günstigen Zeugnissen im Frühjahr 1775 zur Universität in Jena überging. Diese Anstalt vertauschte er zwei Jahre später mit der damals durch seine Lehren und Anstalten im Fache der Heilkunde ausgezeichneten Straßburg, und bezog dann noch die Hochschule von Göttingen, wo er am 29. April 1777 von dem berühmten Baldinger immatrikuliert wurde und dessen besondere und lehrreiche Vorliebe genoss, auch am 23. April 1779 sich durch Vertheidigung von seiner gutgeschriebenen Abhandlung de cirsocele die ärztliche Doctorwürde erwarb.
Nun erst, vollbürtig an Alter und Kenntnissen, begann er seine praktische Laufbahn in der Vaterstadt, ging aber schon 1781 als Physikatsadjunkt nach Hersfeld über und lehnte von dort aus gleich Anfangs einen, besonders durch den würdigen Lentin veranlassten Ruf nach Diepholz und im Jahre 1786 einen sehr verführerischen nach Russland ab. „Ich biete Ihnen“ - schrieb der berühmte Zimmermann am 5. Juni dem Zögernden - „acht Hundert Rubek Gehalt und sechs Hundert Rubel zu Reisen“ und fügte dann, fast als kenne er des blühenden jungen Mannes gefällige und kräftige Gestaltung, die bestechenden Worte hinzu: „die Kaiserin wird Sie hervorziehen und ehren, dafür will ich sorgen, das verspreche ich Ihnen.“
Weitz aber folgte dem, vor der Löwenhöhle in warnenden Brieflichen Rathe eines sachkundigen Freundes, ward dann im folgenden December wirklicher Physicus, und von dem dankbaren Wohlwollen der ganzen Gegend auch dann noch begleitet, als er ihr im April 1789 durch seine Ernennung zum Hofmedicus in Kassel entrissen wurde. An sich freilich war diese Anstellung, mit einem jährlichen Gehalte von fünfzig Thalern nichts weniger als glänzend, wie denn überhaupt des verstorbenen Kürfürsten Wilhelm I. wahrhafte Achtung für ihn mehr durch persönliche Freundlichkeit, durch wiederholte Belobigungsschreiben und die allmähliche Titelsteigerung zum Hofrath, zum Leibarzt und ersten Brunnenmedicus zu Nenndorf, zum Ober-Hofrath und zuletzt Geheimen Hofrath, als durch reichliche, nur sehr langsam bis zu der jährlichen Summe von fünfhundert Thalern, und nie darüber, gestiegene baare Belohnung sich kund gethan hat.
Gleich aber bei seiner Ankunft in Kassel eröffnete sich ihm zunächst durch das eben damals erfolgte Hinscheiden des wackeren Doktor Fischer ein sehr befriedigender ärztlicher Wirkungskreis, der sich in dem nämlichen Verhältnis allmälig erweiterte, wie man dem eben so besonnenen als hingebenden Berufseifer des Ankömmlings immer mehr kennen lernen konnte. Ein Vorgefühl, gleichsam seiner künftigen Bestimmung, verleitete ihn, im Jahre 1790 die Stelle eines Brunnenarztes an dem nur wenige Meilen von Kassel entlegenen Curorte Hof-Geismar anzunehmen, von welcher er jedoch nach vieljährigem Versuche sich wieder lossagte, um die folgenden zehn Jahre hindurch ganz seiner in jedem Sinne lohnenden heimischen Praxis anzugehören. Un nun, gestützt auf 20jährige Erfahrung, konnte er mit ruhiger Zuversicht die, zugleich mit dem Leibarzttitel auf ihn übertragene Stelle eines ersten Badearztes zu Nenndorf übernehmen, wo er eben so sehr durch schnelle und richtige Erkenntniß der verwickelten Krankheitsformen, als durch die Kunst des Umgangs mit den mannigfaltigen Abstufungen der Curgäste sich in ausgezeichneter Weise geltend zu machen wußte. Auch hob und erhielt sich unter Weitz`s Leitung die fragliche, erst seit wenigen Jahren ins Leben gerufene Heilanstalt um so sicherer, je emsiger und verständiger er das wohlwollende Vertrauen des Kurfürsten, ihres ersten Begründers, zu deren Vervollkommnung zu benutzen wußte.
Jedoch im Winter 1806 trat plötzlich die Vertreibung des Landesfürsten, und nach einjähriger direct-französischer Herrschaft die Verschmelzung des kurhessischen Staates mit dem neu geschaffenen Königreich Westphalen ein. Französische Verwalter und französische Verwaltungsformen verdrängten häufig die einheimischen, und Nenndorf, der besonderen Aufsicht eines in Minden wohnenden Intendanten anheimgefallen. konnte seinem, an ganz andere Verhältnisse gewohnten Arzte durchaus nicht mehr so viel Freude und Lohn als bisher gewähren. Darum trat Weitz, wenn auch mit begreiflichem Mißgefühle, diesen Titel seines Wirkungskreises an den später zu Mainz und Mannheim angesiedelten, nun auch schon seit mehreren Jahren verblichenen, Hofrath Ritter ab, und widmete sich ganz seiner weitschichtigen Praxis in der damals mit jedem Tag an Wohlstand und Bevölkerung zunehmenden Hauptstadt; sah jedoch schon im Frühjahr 1814 durch den ausdrücklichen Willen des zurückgekehrten Kurfürsten sich in sein altes Recht wieder eingesetzt, und besuchte nun, vom Jahre 1819 an durch einen von ihm selbst vorgeschlagenen zweiten Brunnenarzt (Dr. Neuber( unterstützt, noch vierzehn Sommer hindurch bis 1828 sein geliebtes Nenndorf. Da ward es noch einmal ihm durch manche, eben so sehr seiner persönlichen Ansicht, als dem wahren Gedeihen des Curortes widerstrebende, einseitige Verfügungen verleidet, so daß er im Frühjahr 1828 sein vorgerücktes Alter zur Begründung des Entlassungsgesuches benutzte, und mit dem mäßigen, durch den hinzugefügten Hausorden vom goldenen Löwen gleichsam ergänzten, Ruhegehalte von 200 Reichsthalern aus dem Staatsdienste ausschied.
Dem Dienst der Menschheit aber, der Freude am ärztlichen Wirken, blieb er solange treu, als irgend der Geist die Herrschaft über den Körper behielt, bis wenige Tage vor seinem, nach kurzem Krankenlager erfolgten, sanften Hinscheiden.
So haben wir also den würdigen Mann in seinem öffentlichen, in dem Berufsleben für und für von dankbarer Anerkennung durch Wort und That, ja von mehr Auszeichnung begleitet gesehen, als irgend zur Befriedigung seiner eben so gerechten, als besonderen Ansprüchen genügte. Und wenn sich schriftstellerische Berühmtheit - denn er hat außer der obenerwähnten akademischen Probeschrift nur eine kurze Beschreibung von Hof-Geismar 1792 und einen Aufsatz über die Schlammbäder in Nenndorf im 63. Bande des Hufelandschen Journals drucken lassen - nicht unter diesen befand, so hat sein Beispiel nur die alltägliche Wahrheit bestätigt, daß eben die erfahrenen Ärzte gewöhnlich am wenigsten Zeit zum Schreiben haben, am wenigsten Lust, sich, wie es so häufig geschieht, von müßigen Anfängern bekritteln zu lassen.
Nicht so frei von Wolken und verletzenden Wetterschlägen blieb der Himmel seines häuslichen Lebens. Immer eines so wahrhaft sittlichen als äußerlich anständigen Wandels beflissen, verheiratete er sich zum erstenmale in seinem 38. Jahr (1794) mit einem seiner würdigen Mädchen, Caroline Harnier von Kassel (29.4.1772-1.2.1797), die leider schon vor dem dritten Jahre der glücklichen Ehe ihm durch die Folgen einer zweiten Entbindung entrissen ward. (…) Beinahe zwei Jahre nach diesem ersten Unglücksfalle ehelichte er (1798/1799) der theuren Verewigten jüngere Schwester Marianne Harnier (8.2.1774 - 3.11.1807) und gewann an ihr eine ebenso sanfte wie liebenswürdige Gefährtin als treue Mutter für die Waisen der ersten Ehe sowohl als für ihre eignen fünf Kinder, von denen nur eines, ein Knabe, und eben dieser, dem frühesten Tode geweiht war. Ihm folgte schon am 3. März (oder November?) 1807 die theure Mutter ins Grab: die vier Töchter aber genießen des Glückes mit vier wackeren Männern verbunden zu sein, und denken noch jetzt mit wehmütiger Sehnsucht an die nun unwiederbringlich entschwundene Zeit zurück, als sie den alten Vater mit ihrer eigenen Liebe sowohl als mit einer Schaar von frohen Enkeln, der sichersten Leibwache gegen Herzenserkältung umgaben, und so die heiligste der Pflichten zugleich mit dem Bedürfnis des eigenen Gefühls befriedigen durften.
Der Vater hatte sich in seiner dritten Gattin, einer geborenen Robert von Marburg (1763-1837), seit dem Ende 1808 wieder eine hochachtbare Genossin und eine sorgsame Pflegerin für die Kinder erkohren.
o-o ...

Vater:Waitz

Mutter:Sophie Waldmann alias Geyger

Geschwister:Emanuel

Louise

Friederike

Kinder:Sophie

Emilie

Wilhelmine

Louise

Katharina


Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).