[zurück zur Startseite]
Bünemann, Karl Wilhelm Hermann
Kaufmann, * Havanna/Cuba 20.01.1883, ~ Hamburg, St.Gertrud-Kirche 01.03.1885, + Hamburg 18.06.1970
18.-25.7.1898 Harz-Tour zusammen mit seinem Vater, Carl Hermann Papendieck und Hans Ahlmann (Tagebuch vorhanden). "Klassische Abende" beim befreundeten Eilbeker Pastor v.Ruckteschell. Bester Freund Walter Rasmann, im 1.Weltkrieg gefallen. Daneben Musikstudien und erste Kompositionen.
Mit 15 J. kaufmännische Lehre bei Fa. Lütgens&Einstmann, da sein Vater vom Musikerberuf als brotloser Kunst nichts hielt.
Spielte ab Dez. 1900 bis ca. 1902 im Schäffer'schen Orchesterverein von 1890 mit
1903-1904 Kommis in Madrid bei Fa. Federico Gschwind auf Empfehlung des Nachbarjungen vom Hirschgraben, Robert Matthaei, der die Stelle vorher hatte.
Er bekam am 21. Geburtstag vom Vater 300 Mark, weil er vom 13. Jahr an nie geraucht hatte. Mit diesem Geld konnte er Musik studieren, worin sein Vater auf den Rat eines Liederkomponisten namens Krug endlich einwilligte.
1.4.1905 Aufnahme in die Meister-Schule für musikalische Komposition des Prof. Fr. Gernsheim bei der Kgl. Akademie der Künste in Berlin, leider nicht bei Dr. Max Bruch (dessen eigenhändige Postkarte an H.B. mit einer Terminvereinbarung erhalten ist), der ein "pedantisches Vorurteil gegen Autodidakten" hatte.
1908 Austritt aus der luth. Kirche; Verlobung mit Carola Hupfeld (Herbst 1908) und Lösung derselben (Eilbrief vom 23.12.1908 an Frl. C. H., im Pianomagazin des Herrn D. W. Karn, Hier 36, Gr. Theaterstr. 34).
Seit 1906 Commis, seit 5.1.1910 Gesamt-, seit 17.1.1913 Einzel- Prokurist, seit 16.1.1920 (nach Rückkehr aus Norwegen, ohne eigenes Kapital , aber mit norwegischen Geschäftsverbindungen) Mitgesellschafter bei der 1883 gegründeten Fa. Günter&Schulz [seit 1.11.1898 in der Rechtsform einer OHG (Lilienstr.36 II., ab 1923 Ballinhaus Messberghof VII.)]. Der andere Gesellschafter war (schon seit 1898) sein Onkel H.M.Oskar Michaelsen. Hermann nahm 1936 seinen Bruder Oscar als Partner in die Fa. auf.
19.2.1958 schied er zusammen mit Oscar aus der Fa. aus. Gesellschafter waren anschließend Helmut Classen (Hamburg) und Hans Thomsen (San Salvador).
Er verfasste im Juli 1968 einen "Kurzen Abriß der Entwicklung 1883-1958" der Firma.
Im Krieg (1915) war er nur garnisonsdienstfähig.
Über das erste Kriegs-Weihnachten schreibt er seinem Bruder Paul nach Griechenland:
"Ich wünsche Dir ein nicht zu trübes Weihnachtsfest. Uns allen wird ja unser guter Vater fehlen. der so große Freude daran hatte zu schenken. Else und ich werden wohl nachmittags in der Lessingstr., abends bei Redickers sein (Mutter und die Schwestern und Großmutter sind wahrscheinlich abends in der Blumenau.. Auch bei Redickers wird es aus Mangel an Mitteln trübe aussehen....
Es besteht hier für niemand ein Zweifel, dass weder die Franzosen noch vielleicht die Russen den Krieg gewollt haben, sondern so gut wie ausschließlich die Engländer. Was tief erbittert, ist, dass die Engländer fast nur andere für sich kämpfen lassen. Die 300.000 Mann Expeditionskorps sind ja kaum der Rede wert und stellen, außer die Offiziere, so ziemlich die Hefe des Volkes dar. Sie werden viele Tote haben, denn die Wut auf sie ist an der Front groß, wie auch Dr. Schulz (Sohn von Fr.Schultz in Fa.Günter&Schultz) aus Flandern meldet. Sie kämpfen infam, unsauber. Der erste Schützengraben hebt die Hände hoch zum Zeichen des Sich-Ergebens. Wenn die Deutschen kommen, um die Leute gefangenzunehmen, schießt eine zweite Hälfte in einem zweiten Graben sie nieder."
Ab Ende 1916 Hilfsschreiber beim Konsulat in Oslo, zuerst wohnhaft in einer Pension in Ljan, dann im eigenen Holzhaus in Kullebunden (Kolbotn).
Januar 1919 Konsul und Handelsrat ("Der Gesandte [Voretzsch, später dt. Botschafter in Tokio], der sich zunächst geradezu feindlich gegen mich unstudierten kaufmännischen Eindringling zu stellen schien, lenkt schon erheblich ein... Mein Bericht nach Berlin hat hohes Lob bei der Kaufmannschaft gefunden, so daß das Auswärtige Amt ihn an sämtliche deutsche Gesandtschaften in Abschrift geschickt hat: so müßt ihr berichten!").
Zunächst kurz wohnhaft bei den Schwiegereltern in der Sievekingsallee19, dann 1920 eigenes Haus in der Ambergstr.1, HH-Bergedorf ("Es sieht bescheiden aus, ohne ordinär zu sein").
1922 Kauf des 1602 qm großen Grundstücks Jacobstr. (später Richthofenstr. und Duwockskamp), genannt "Guwa" (griech.: Wüstenei) und Bepflanzung mit 54 Obstbäumen, eine inflationssichere Anlage.
Er brachte die Firma mit nur 4 Angestellten (statt sonst ca. 30) durch den 2.Weltkrieg.
Komposition eines viersätzigen Streichtrios G-dur. Es wurde von Dietrich Bünemann mit zwei Freunden gespielt. Später, am 9.12.1946, wurde es in der Hasse-Aula Bergedorf vom Hamann-Trio aufgeführt.
1945/46 Komposition eines a-moll-Streichquartetts.
Er war Mitglied der örtlichen Entnzifizierungskommission.
1955 Einzug in das neue Haus Duwockskamp 12.
Ca. 1950: "Es ist meine Auffassung, daß jeder gebildete Mensch die Verpflichtung hat, vor allem in seiner Ahnentafel gut Bescheid zu wissen, dann aber mit besonderer Eindringlichkeit seinen Stammbaum zu durchforschen... Ich möchte annehmen, daß die Träger unseres Namens letzten Endes alle aus dem Dorf Bühne b.Gardelegen stammen".
Anläßlich seines 85. Geburtstages übertrug er auf seine Enkel(innen) Teile des sog. Nolteschatzes und schrieb ihnen dazu u.a.: "Es wird mich freuen und ich rechne damit, dass diese Schenkung bei Dir ein lebendiges Interesse für die auch materiellen Grundlagen unserer Existenz und derjenigen unserer Nachkommen mehr und mehr wecken wird. Auch bei mir hat (wie meine genealogischen Interessen zeigen) die Liebe zu meinen Nachkommen schon lange vor deren Existenz meiner Lebensauffassung eine entscheidende und konsequente Richtung gegeben. Ich danke sie meinen immer aufs innigste gliebten eltern und der Verehrung ihres Vorbilds, aber in reiferen Jahren auch Eurer immer mit mir sparenden und strebenden guten Großmutter, die ihr Leben schon in jungen Jahren meiner Führung in den großen Linien anvertraut und gemeinsam mit mir das aufgebaut hat, woran wir uns jetzt, wo wir bald Abschied nehmen müssen, frohen und dankbaren Herzens erfreuen: unsere große und liebevolle geschlossene Familie."
Er starb im Hamburger Krankenhaus St.Georg, bis zuletzt mit Schreiben (zuletzt z.B. Postkarte an Enkelin Heide nach Spiekeroog), Diktieren, Lesen von Börsenberichten und biografischer Literatur befasst.
oo Hamburg 17.05.1911 LOUISE Redicker
Erstellt mit dem Programm AHNENBLATT (www.ahnenblatt.de).